Rückblick 21. Werkstofftechnisches Seminar HK Suhl 2023 BTZ Rohr

Rückblick

„21. Werkstofftechnisches Seminar Suhl 2023“

Es blieb bis zum Schluss der Anmeldefrist spannend, ob sich zu der traditionellen Veranstaltungsreihe des AWT Härtereikreises Suhl nach der unfreiwilligen Pause ab 2019 und den zwischenzeitlich eingeführten virtuellen Härtereiabenden ausreichend Interessenten für eine Teilnahme finden würden. Die Sorge war glücklicherweise unbegründet. Zu dieser ersten Präsenzveranstaltung Härtereikreis Suhl kamen 65 Teilnehmer und Aussteller aus ganz Deutschland in den Räumen des Bildungs- und Technologiezentrums Rohr zusammen. Die gut gefüllte und gekühlte Klosterkirche als Tagungsort hielt auch diesmal den sommerlichen Temperaturen stand. Nach dem 20. Seminar im Jahr 2019 stand nun 2023 das nächste denkwürdige Jubiläum an. Am 20. August 1953 wurde der damalige KDT-Arbeitsausschuss Härtereitechnik an der Kammer der Technik in Suhl gegründet. Nach der Wende konnte die fachliche Arbeit des „Härtereitechnik, Werkstoffprüfung und Oberflächentechnik“ als Härtereikreis der AWT bis heute erfolgreich weitergeführt werden, und kann damit auf ein insgesamt 70-jähriges Bestehen in 2 Gesellschaftssystemen zurückblicken. 

Nach kurzer Begrüßung und einem Rückblick durch den Leiter des Härtereikreises M. Hofmann würdigte Dr. Jörg Kleff im Namen des AWT-Vorstandes die geleistete Arbeit in diesem Zeitraum mit einem Grußwort.

Den Auftakt der Reihe von interessanten und zeitaktuellen Vorträgen eröffnete Prof. Dr. Peter Sommer mit der Darstellung einer umfassenden Palette von Schadensfällen aus dem Bereich der Wärmebehandlung bzw. zeigte er Fehler aus der Praxis, die auch gerne mal der Wärmebehandlung zugesprochen werden. Häufig ist deren primäre Ursache aber in der Konstruktion, der Materialgüte oder der Bearbeitung zu suchen.  Hier kann der Referent auf die Erfahrungen aus einer langjährigen Arbeit in seinem Institut zurückgreifen, die er im letzten Jahr auch in einem Fachbuch veröffentlichte.

Herr Ben Kahle von der ALD spannte in seinem Vortrag den Bogen über die zeitliche Entwicklung der Vakuumtechnik und der unterschiedlichen Konzepte von den ersten Härteöfen bis zu den modernen Aufkohlungs- und Hochdruckgasab-schreckungsanlagen.Im Laufe dieser Entwicklung konnte das Spektrum der Anwendungsmöglichkeit und der zu behandelten Werkstoffe kontinuierlich erweitert werden. Heute haben an diesen Anlagen wirtschaftliche Betrachtungen aus energetischer Sicht und der Automatisierungsgrad einen zunehmenden Stellenwert. 

Die sich anschließende Kaffeepause konnte wie immer mit dem Besuch der Fachausteller und zum persönlichen Erfahrungsaustausch genutzt werden.

Im ersten Vortrag nach der Kaffeepause aus dem Leibniz- Institut in Bremen (IWT) beschäftigte sich Herr Dr. Steinbacher mit einem aktuellen und auch zukunftsweisenden Thema in sehr anschaulicher Weise. Thema war die Betrachtung von Möglichkeiten zur Einsparung von Energie in einem Fertigungsprozess, der in hohem Maße von einer zuverlässigen und bezahlbaren Energieversorgung abhängig ist. Das lässt sich bereits aus dem Begriff „Wärmebehandlung“ ableiten. Das Thema ist vergleichsweise komplex, weil die Möglichkeiten der Energieeinsparung auf Grund der Abhängigkeit von notwendigen energetisch gesteuerten physikalischen Prozessen wie bspw. der Diffusion und der Gefügeumwandlung in Festkörpern im Wesentlichen nur durch effizientere Anlagenkonzepte zu lösen sein wird.

Auch Herr Rainer Braun von der Burgdorf GmbH & Co. KG hat den Umweltschutz bei der Neuentwicklung und dem Einsatz von Abschreckmitteln in der Wärmebehandlung aus der Sicht eines Herstellers in den Focus des vorletzten Vortrages gestellt.   

Er zeigte an praktischen Beispielen, wie man unter Aufrechterhaltung einer hohen Qualität und langen Lebensdauer der Produkte auch zukünftig die Produktentwicklung vorantreiben kann. Bei einer Gesamtbetrachtung des Fertigungsprozesses von wärmebehandelten Bauteilen wird klar, dass sich bei einer weiteren Minimierung von Maß- und Formänderungen auch für die Folgeprozesse durch den geringeren Bearbeitungsaufwand Energieeinsparungen erzielt werden können. Die Herausforderung bei der Weiterentwicklung flüssiger mineralölfreier Abschreckmittel wird neben den technischen Aspekten auch durch Verwendung umweltfreundlicher Grundstoffe den Kriterien der Nachhaltigkeit bestimmt.      

Der abschließende Beitrag von Dr. Jörg Kleff von ZF Friedrichshafen gab einen Ausblick auf die Möglichkeit einer deutlichen Verbesserung der Verschleißeigenschaften von Getriebeteilen durch eine Umstellung der Wärmebehandlung vom Einsatzhärten auf das Carbonitrieren. Zahlreiche Versuchsreihen haben die positiven Auswirkungen des erhöhten Stickstoff- und Restaustenitgehaltes in der Randzone bestätigt. Auch die bessere Gleichmäßigkeit von C-, N- und Restaustenitprofilen wurde bei diesen Untersuchungen nachgewiesen. Die erhöhten Anforderungen der Verschleißfestigkeit im Vergleich zu konventionellen Getriebeteilen resultieren hauptsächlich aus den deutlich höheren Beanspruchungen von Getriebekomponenten für die E-Mobilität.

Nach den spannenden und informationsreichen Vorträgen gab es beim Thüringer Abendessen genug Stoff für weitere Diskussionen. An dieser Stelle nochmals einen herzlichen Dank an die Referenten. Dass alle schon mehrfach zu Gast im HK Suhl waren, liegt sicher nicht nur an der reizvollen Gegend des Thüringer Waldes, sondern auch am gemischten Teilnehmerkreis mit einem erfreulich hohen Anteil jüngerer Fachkollegen und Fachkolleginnen und den interessanten Diskussionen.

Außerdem gilt mein Dank allen Unterstützern aus dem BTZ Rohr, den Ausstellern und Sponsoren, die eine Weiterführung dieser Veranstaltungsreihe im Härtereikreis Suhl ermöglicht haben.   

Link für download: http://gofile.me/6vEPm/sEOP9af7A /